Ein Blick hinter die Kulissen: Gemeinsam für eine starke Regionalförderung

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Fördermittel sollten zugänglicher für alle gemacht werden. Das sehen auch Emily und Christof so und entwickeln in ihrem Projekt mithilfe von Design Thinking Methoden innovative Lösungen für die Regionalförderung in Deutschland.

Hallo Emily, hallo Christof. Bitte stellt euch kurz vor.

Emily: Ich bin Emily und arbeite seit September 2023 als Werkstudentin bei Sopra Steria Next im Bereich Public Sector. Dort bin ich im Team Business Strategy und unterstütze bei Themen rund um die Strategieberatung. Außerdem habe ich meine Bachelorarbeit zum Thema Design Thinking im Kontext der digitalen Transformation geschrieben. Design Thinking war auch die Kreativitätsmethode, die in dem Projekt genutzt wurde, von dem wir gleich erzählen. Dadurch konnte ich mein theoretisches Wissen ergänzen und verstehen, wie Design Thinking in der Praxis angewendet werden kann.

Christof: Ich bin Christof und bereits seit März 2019 bei Sopra Steria Next. Derzeit bin ich Senior Consultant im Bereich Public Sector - speziell in der Unit Organisationsentwicklung.

Könnt ihr uns etwas über euer aktuelles Projekt erzählen?

Christof: In der Förderlandschaft in Deutschland gibt es Reformbedarf. Durch soziale, ökonomische und ökologische Raumentwicklungsprozesse – in der Politik oft unter dem Begriff „Regionalentwicklung“ subsumiert – wollen EU, Bund und Länder gemeinsam die Lebensverhältnisse insbesondere in strukturschwachen Regionen verbessern. Es gibt zu diesem Zweck mittlerweile unzählige öffentliche Fördermittel und Förderprogramme.

Das ist gut so, allerdings führt diese Vielfalt dazu, dass die, die Fördermittel benötigen, kaum noch durchblicken. Viele Beteiligte kritisieren die übermäßige Bürokratie, die mangelnde Übersichtlichkeit und die wenig flexiblen, praxisfernen Förderbedingungen.

Die Folge: Fördertöpfe werden nicht angezapft und strukturschwache Regionen entwickeln sich nicht so weiter, wie sie es könnten. Das Ziel unseres Projektes ist es, genau das zu ändern. Wir brauchen mehr Übersichtlichkeit im Bereich Fördermittel, um sie so effektiv nutzen zu können.

Das klingt nach viel Optimierungspotenzial für alle Beteiligten. Zunächst, was genau sind denn Fördermittel?

Emily: Fördermittel in der Regionalförderung dienen dazu, gleichwertige Lebensverhältnisse in ländlichen und strukturschwachen Gebieten zu stärken. Zum Beispiel können Projekte zur Verbesserung der Mobilität oder zur Stärkung der Nahversorgung mit regionalen Lebensmitteln gefördert werden. Genauso unterstützen Fördermittel Investitionen in Grundstücke, Gebäude, Maschinen und Betriebsausstattung, um die wirtschaftliche Entwicklung in ländlichen Gebieten zu fördern.

Wie seid ihr an die Problemlösung herangegangen?

Christof: Empirisch haben wir im Projekt Methodiken der qualitativen Sozialforschung angewendet. Dafür wurden Literaturrecherchen, Interviews mit Expert*innen und Workshops auf Basis von Design-Thinking durchgeführt. Dabei kommen Akteure zusammen, die das gemeinsame Anliegen verfolgen, zur regionalen Entwicklung beizutragen. Das können Nutzende der Förderberatung, Anbietende von Förderberatung, Expert*innen, Wissenschaftler*innen und Vertreter*innen aus Kommunen und Regionen sein. Zusammen werfen sie einen Blick über den Tellerrand und entwickeln Prototypen für eine bessere Förderberatung.

Wie wollt ihr der oben beschriebenen Herausforderung entgegentreten?

Christof: Unser Projekt „Better Promote 2.0“ ist die Weiterentwicklung unseres Vorprojektes „Better Promote 1.0“ und hatte das Ziel, das breite Wissen der Beratungspraxis zu bündeln und Lösungen besonders für die Bedarfe der strukturschwachen und ländlichen Räume herauszuarbeiten. Hierfür haben wir konkrete Handlungsempfehlungen entwickelt. Zwei Beispiele sind die Beratungsangebote in den strukturschwachen ländlichen Räumen besser zu verankern und sichtbarer zu machen und die eigentlichen Beratungsbedarfe durch ein praxisorientiertes Design von Förderprogrammen zu reduzieren.

Emily: Es geht also um die Vereinfachung der Förderprozesse, die letztlich Vorteile für uns alle hat. So können Fördermittel durch nutzerfreundliche Antragsverfahren und verständlichere Fördersprache besser zugänglich gemacht werden. Die Unterstützung bei der Projektentwicklung, um nachhaltige und innovative Projekte zu fördern​ wird vereinfacht, lokale Netzwerke und Gemeinschaftsprojekte, die den gesellschaftlichen Zusammenhalt stärken und regionale Innovationen fördern werden unterstützt und durch gezielte finanzielle Unterstützung und Beratung​ tragen wir zur Schaffung gleichwertiger Lebensverhältnisse bei.

Disclaimer: Du möchtest mehr zum Projekt „Better Promote 2.0“ erfahren? In der Info-Broschüre findest du alle abgeleiteten Handlungsempfehlungen.

Info-Broschüre

Ihr habt erwähnt, dass ihr mit Design Thinking Methoden gearbeitet habt. Was ist der Vorteil an Design Thinking?

Christof: Design Thinking haben wir gewählt, weil es passgenau auf die spezifischen Bedürfnisse in strukturschwachen Regionen eingeht. Es ermöglicht eine effiziente Verbesserung der Serviceorientierung und Koordination der Förderprogramme. Durch die gemeinschaftliche Entwicklung können Nutzer*innen, Umsetzende und Berater*innen direkt zusammenarbeiten, was zu nachhaltigeren und anwendbareren Ergebnissen führt.

Aus unserer Sicht bringt Design Thinking als Methode mehrere Vorteile mit sich.

  • Nutzerzentrierung: Die Bedürfnisse der Nutzer stehen im Mittelpunkt, was zu relevanteren und effektiveren Lösungen führt.
  • Partizipation: Einbindung aller relevanten Akteure fördert Zusammenarbeit und Akzeptanz der Ergebnisse.
  • Kreative Problemlösung: Design Thinking fördert innovative und praxisnahe Lösungsansätze durch kreative Techniken.
  • Flexibilität: Der iterative Prozess erlaubt Anpassungen und Optimierungen während der Projektdurchführung.

Emily, du hast als Werkstudentin beim Projekt mitgewirkt. Was konntest du daraus für dich mitnehmen?

Emily: Ich konnte wertvolle Erfahrungen sammeln, die die Theorie aus meinem Studium mit der Praxis verbinden. Besonders spannend war es, Design Thinking in einem echten Projekt anzuwenden und zu sehen, wie meine Bachelorarbeit zum Thema in der Praxis umgesetzt wurde. Diese praktische Anwendung meiner Forschung hat mir gezeigt, wie effektiv Design Thinking für die Entwicklung nutzerzentrierter Lösungen ist und wie wichtig es ist, theoretische Konzepte in realen Projekten zu testen und weiterzuentwickeln.

Jedoch habe ich auch Grenzen der Theorie von Design Thinking in der Praxis erlebt. In der Theorie wird oft ein idealisierter Prozess beschrieben, der in der Realität oft aufgrund von Zeit- und Ressourcenbeschränkungen abweicht. Außerdem ist die Einbindung aller relevanten Akteure und die iterative Entwicklung von Lösungen in der Praxis oft komplexer und zeitaufwändiger als in der Theorie dargestellt.

Ihr habt in diesem Projekt eng mit öffentlichen Verwaltungen zusammengearbeitet und einige Pain-Points kennengelernt. Was sollte aus eurer Sicht noch passieren, damit öffentliche Verwaltungen noch optimierter arbeiten können und so auch jede*r einzelne von uns davon profitieren kann?

Christof: Es gibt einige Maßnahmen, die umgesetzt werden könnten:

  • Digitale Transformation: Einführung und Ausbau digitaler Verwaltungsprozesse zur Reduzierung von Bürokratie und Erhöhung der Effizienz.
  • Bürgerzentrierte Ansätze: Dienstleistungen stärker an den Bedürfnissen der Bürger*innen ausrichten.
  • Ressortübergreifende Zusammenarbeit: Verbesserung der Kooperation zwischen verschiedenen Verwaltungsbereichen und Ebenen.
  • Fortbildung: Kontinuierliche Schulung und Weiterbildung der Mitarbeitenden in digitalen Kompetenzen und nutzerzentrierten Methoden.
  • Feedback-Kultur: Implementierung von Mechanismen zur systematischen Einbindung von Feedback der Bürger*innen und Mitarbeitenden zur kontinuierlichen Verbesserung von Prozessen und Dienstleistungen.
  • Kulturwandel in der öffentlichen Verwaltung: Förderung der Eigenverantwortung von Behördenmitarbeitenden auch auf unteren Hierarchieebenen.

Natürlich sind dies Punkte, die nicht von heute auf morgen umgesetzt werden können und die Unterstützung benötigen. Genau hier können wir ansetzen und öffentliche Verwaltungen und andere Institutionen mit unseren umfassenden Expertisenfeldern von Sopra Steria unterstützen.

Was sollten Interessierte mitbringen, wenn sie als Consultant in solchen Projekten arbeiten möchten?

Christof: Generell ist es wichtig, ein gewisses Gespür für die Wünsche der Kunden zu haben, egal in welchem Projekt. Man sollte offen dafür sein, sich immer wieder in neue Themen einzuarbeiten. Jedes Projekt, jeder Kunde ist anders, genau das macht die Beratungsbranche aus. Wichtig ist hier eine ganzheitliche Betrachtungsweise von Problemstellungen einzunehmen. Insbesondere in diesem Projekt sind analytische Fähigkeiten & Methodenkompetenz im Bereich Projektmanagement relevant. Auch die empirische qualitative Analyse sowie ein strukturiertes Stakeholdermanagement sind essenziell.

Vielen Dank, Emily und Christof für eure Zeit. Schön, dass ihr bei uns seid.

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