Insight Managementkompass: Warum BANI nicht nur Buzzword ist

 
von Frédéric Munch - Vorstand
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Was war die Welt noch überschaubar, als sich Entscheiderinnen und Entscheider ihren Kopf nur über den harten Wettbewerb, neue Kundenerwartungen und Digitalisierung zerbrechen mussten. Inzwischen wird die Liste der Entwicklungen, mit denen das Management parallel umgehen muss, immer länger.

Der Fachkräftemangel ist so stark spürbar, dass selbst Spitzenpolitiker im Ausland als Recruiter im Einsatz sind. Lieferketten zeigen in einigen Branchen solche Risse, dass auch ein Plan C nicht ausreicht, um Kunden verlässlich zu beliefern. Geopolitische Schocks sowie zunehmende Cyberangriffe stören den Betrieb und erschweren gleichzeitig das Entscheiden. So sieht die Normalität aus.

 

Ein Kardinalfehler im Umgang mit solchen Lagen ist, dass Managerinnen und Manager diese Komplexität als Erzfeind betrachten und totale Planbarkeit als heiligen Gral. Dass Chaos gut sein kann, weil sich beispielsweise Innovationen oft in Freiräumen und selten in durchoptimierten Strukturen entwickeln, zeigt Komplexitätsforscher Guido Strunk durch einen Blickwechsel im aktuellen Managementkompass BANI, der Ihnen viele Impulse und Beispiele für das Bestehen in einer Welt der Multikrisen liefert.

Keine Angst vor BANI

Was bei der Lektüre des Managementkompass und der Ergebnisse des begleitenden Managementkompass Survey positiv stimmt: von Fatalismus und Aktionismus keine Spur. Die Frauen und Männer in deutschen Chefetagen sind zwar gestresst, diese neue Großwetterlage führt aber nicht zu Lähmung. Die Hälfte der Befragten bezeichnet die eigene Organisation als aktiv. Nur drei Prozent sprechen von Angst. 

 

Die Zahlen lassen sich auch so deuten, dass man diese brüchige, ängstliche, nichtlineare und nichtgreifbare BANI-Welt, die Future Designer Stephan Grabmeier als VUCA-Nachfolger skizziert, mit bewährten Managerhausmitteln in den Griff bekommt. Denn die Antworten auf die zunehmend poröse Geschäftswelt sind gute Bekannte. Vor allem die Prozesse werden weiter optimiert, um die Profitabilität zu steigern und Ressourcenmängel aufzufangen.

Adaptionsvermögen ist die neue Agilität

Also alles nur Hype und halb so wild, diese BANI-Welt? Immerhin ein Drittel der Entscheiderinnen und Entscheider sieht das nicht so und räumt ein, dass es zu einem Umdenken kommen muss, um aktiver mit exogenen Krisen und einem generell chaotischeren Wirtschaftsgeschehen umzugehen. In den Strategiemeetings herrscht Konsens darüber, sich adaptiver aufzustellen.

Eine wichtige Einzelmaßnahme, so die Studie, ist die Befähigung der Mitarbeitenden. Es wird mehr Generalistinnen und Generalisten und weniger Spezialistinnen und Spezialisten geben müssen. Je mehr Kompetenzen einzelne Mitarbeitende besitzen, desto flexibler lassen sich Teams neu zusammenstellen und Arbeitsspitzen abfangen.

Adaptionsfähigkeit bedeutet aber auch, neue Rahmenbedingungen nicht zu verteufeln, sondern mit Erfindergeist anzunehmen. Dem Baustoffkonzern Holcim ist das mit Bravour gelungen. Der Zementhersteller macht aus dem Schadstoff CO2 einen Rohstoff und damit inzwischen gute Geschäfte. Leserinnen und Leser des Managementkompass finden das Beispiel in der Rubrik Best Practices, und das zu Recht.

Eben diese Anpassungsfähigkeit braucht es auch strukturell. Die Sparkasse Bremen hat gerade eine aufwändige Transformation hin zu einer Netzwerkorganisation erfolgreich hinter sich gebracht. Die Bank entscheidet heute schneller, und – was aus meiner Sicht noch wichtiger ist – sie legt das Fundament für den Abbau von Hierarchien auf geschäftlicher Ebene. Die Fähigkeit, Innovationen miteinander und nicht füreinander – als Co-Creator – zu entwickeln, ist eine der Topkompetenzen für das Bestehen in einer BANI-Welt. Sie vergrößert den Handlungsspielraum abseits des eigenen Marktes, sobald die nächsten externen Schocks oder Multikrisen auftauchen.

Digitalisierung als Flexibilisator

Was auffällt: Obwohl immer mehr und immer neue Daten zur Verfügung stehen, wird es schwieriger, Sachverhalte zu verstehen und Entscheidungen zu treffen. In Anbetracht der technologischen Möglichkeiten könnte das anders sein.

Bemerkenswert ist, dass eine der wirksamsten technologischen Antworten auf Ressourcenengpässe nicht häufiger genutzt wird. Nur 14 Prozent der Befragten in der öffentlichen Verwaltung haben Automatisierung auf dem Maßnahmenzettel. Hier fehlt es an nötigen Weichenstellungen und weiteren erfolgreichen Anwendungen. Ein wichtiger positiver Schritt ist, dass Behörden verstärkt auf die Kooperation in Netzwerken setzen. Sie suchen die Nähe zu GovTechs sowie zu Unternehmen mit Fach- und Techkompetenz, um Transformationen schneller umzusetzen.

 

IT-Infrastruktur, die sich schnell auf- und abbauen lässt, hat zwar laut Umfrage eine geringe Priorität, viele Unternehmen haben aber in der Vergangenheit bereits in Cloud-Technologien investiert und profitieren nun. Vor allem Banken und Versicherer dringen so verstärkt in die Ökosysteme ihrer Kunden vor und klinken sich dank Digitalinvestitionen auf Plattformen ein.

Resilienz ist wichtiger als Orakel-Kräfte

Ein Allheilmittel für den Umgang mit der Ereignisfülle wird es nicht geben. Datenanalyse ist wichtig, allerdings mehr für das Kerngeschäft und weniger für die Vorhersage der nächsten Krisen. Das Hauptaugenmerk sollten Unternehmen und öffentliche Verwaltung darauf legen, Organisation, Menschen und IT so aufzustellen, dass ihnen externe Ereignisse weniger anhaben können.

Ich wünsche Ihnen wertvolle Erkenntnisse aus der Lektüre des Managementkompass BANI und freue mich auf Ihr Feedback, wie Sie mit dieser Gesamtlage umgehen.

 

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