In Wirtschaft und öffentlicher Verwaltung herrscht ein allgemeiner Handlungsdruck, Daten in Mehrwerte zu verwandeln. So lautet die Kernbotschaft des aktuellen „Managementkompass Survey“ von Sopra Steria zum Thema „Daten nutzen“. An sich keine Kracher-Nachricht, aber in dem Satz verbirgt sich eine allzu häufig eingenommene Haltung: „Wir müssen dringend etwas mit unseren Daten machen.“
Unternehmen und Behörden mit dieser Haltung werden schnell zu Getriebenen. Data-driven bedeutet jedoch genau das nicht. Wer sich den Spaß erlaubt und den Begriff Data-driven bei einschlägigen Online-Übersetzungsplattformen eingibt, erhält das Ergebnis: datengesteuert. Und genau darum geht es. Datengesteuert setzt ein bewusstes strategisches Handeln voraus, datengetrieben bedeutet reflexartigen Aktivismus.
Kehren Sie um – gemeint ist Ihre Datenstrategie
Umso erfreulicher ist es, in der Studie zu lesen, dass Unternehmen und Behörden in Deutschland datenbasierte Geschäftsmodelle oder Leistungen mehrheitlich nicht nach dem Motto entwickeln: „Was können wir aus unseren Daten machen?“ Die Mehrheit kehrt die Denkperspektive um und sucht Antworten für vorhandene Fragestellungen. Wir sprechen hier gerne von einer Reversed Data Strategy.
Maschinenbauer wollen ihre Anlagen beispielsweise immer komplett auslasten. Die Idee, Kapazitäten on demand zu vermieten, ist nicht neu. Vergleichsweise neu sind die Möglichkeiten, noch mehr Daten durch Sensoren zu erfassen, sie mithilfe digitaler Werkzeuge mit anderen Datenquellen zu vernetzen und daraus neue Erlösmodelle zu entwickeln. Und das passiert: Drei von vier Unternehmen der verarbeitenden Industrie entwickeln datenbasierte Angebote eher als Folge konkreter Herausforderungen. Ein positives Signal, dass die Verantwortlichen den Begriff datengetrieben hier nicht wörtlich übersetzt haben.
Finden Sie Ihre innere Mitte – zwischen Tempo und Hektik
Deutlich getriebener wirken Unternehmen sowie Bund, Länder und Kommunen, wenn es um die Voraussetzungen für datenbasierte Produkte, Leistungen und Prozesse geht. Die breite Masse der befragten Managerinnen und Manager vermeldet akuten Handlungsbedarf bei der Digitalisierung von Geschäftsprozessen. Dabei sollte an diesem Agenda-Punkt ein Haken sein.
Der Drang zur Eile ist verständlich. Die Wirtschaft in Deutschland will schließlich mitmischen in der Datenökonomie und in digitalen Ökosystemen. Die Eintrittskarte dazu sind schnell anpassbare, interoperable IT-Systeme, Datentöpfe und Prozesse. Wer die nicht mitbringt, bleibt draußen. Die Rolle des Türstehers übernehmen die Kundinnen und Kunden. Die öffentliche Verwaltung hat sich zudem per Gesetz selbst Druck verordnet, die Basisarbeit für datenbasiertes Arbeiten in diesem Jahr zu erledigen. Eine Tempoverschärfung ist somit geboten, ohne hektisch zu werden.
Überschreiten Sie Ihre Kompetenzen – Denksilos aufbrechen
Der Finanzsektor hätte wohl am ehesten Grund, in Hektik zu verfallen. Mangels physischer Produkte ist der Druck im Branchenvergleich am stärksten, Daten in Geschäft umzumünzen, so die Studie. Vor allem Banken und Versicherer können dafür dringend mehr Know-how gebrauchen, um mit der Entwicklung voranzukommen.
Dabei sollten sie Kompetenzaufbau allerdings nicht an der Zahl neu eingestellter Data Scientists messen und ihre Recruiter damit buchstäblich zu Datengetriebenen machen. Datenkompetenz drückt sich auch in Teamzusammenstellungen aus, Kooperationen und einer Kultur, die den Blick über den Tellerrand fördert. „Es werden Teams benötigt, die die fachlichen Zusammenhänge verstehen und die richtigen Fragen stellen“, sagt Lisa Schiborr, Data-und-Analytics-Expertin bei Sopra Steria.
Der Kompetenzaufbau ist von zentraler Bedeutung und erfordert noch viel Arbeit an der Organisation und am Mindset – bis ein Data-driven-Deutschland keine Zukunftsmusik mehr ist. Die Beiträge im Managementkompass Daten nutzen werden Sie und Ihre Teams unterstützen, Data-driven und nicht datengetrieben zu agieren.
Ich wünsche Ihnen bei der Lektüre viele nützliche Impulse für die Umsetzung Ihrer Datenstrategie.