Die verarbeitende Industrie hatte bereits vor dem Ausbruch der Pandemie mit Effizienzdefiziten zu kämpfen. Die Mehrheit der Unternehmen setzt zwar auf ein systematisches Prozessmanagement. 76 Prozent der befragten Industrieentscheider halten jedoch ihre internen Abläufe für zu träge und wollen mit einer Neugestaltung gegensteuern. Folgende Erkenntnisse aus unserer Studie und der Analyse der vergangenen drei Krisenmonate stechen besonders hervor.
1. Transparenz schafft Resilienz
Jeder zweite Entscheider sieht Verbesserungspotenzial bei der Auswertung und Überwachung seiner Lieferketten mithilfe digitaler Daten (Process Mining). Im Krisenmodus wurde Transparenz zu einem zentralen Faktor. Verarbeitende Industrieunternehmen, aber auch Automobilhersteller müssen in kurzer Zeit wissen, wer ihre kritischen Lieferanten sind und auf welche Firmen sie zur Not ausweichen können.
Unternehmen sollten ihre Sicherheitsbestände, quasi ihre eiserne Reserve, ständig im Blick behalten können. Digitalisierung ist hier ein nützlicher Hebel: Über Echtzeit-Prozessdaten lässt sich beispielsweise die Performance von Lieferanten überwachen und direkte Zusammenhänge zwischen den Sicherheitsbeständen und Lieferengpässen erkennen. Je schneller Unternehmen die aktuelle Lage beurteilen und sich anpassen, desto weiter kommen sie mit der vorhandenen Liquidität und desto länger bleiben sie lieferfähig.
2. Lieferketten: Firmen werden sich mittelfristig diverser aufstellen
Es wird viel über ein generelles Umdenken beim Lieferkettenmanagement diskutiert und ob sich Unternehmen verstärkt deutsche Zulieferer suchen sollten, auch wenn sie ein wenig teurer sind. Aus unserer Sicht lassen sich Lieferketten für Güter nicht einfach so umbauen. Produktions- und Logistikketten sind vielfach stark optimiert und die Abläufe so verzahnt, dass es sehr viel Zeit und Kosten in Anspruch nehmen würde, hier gegenzusteuern. Zudem sind die Kostenvorteile weiterhin zum Teil enorm im Vergleich mit einer Produktion in Europa.
Mittel- bis langfristig sehen wir einen klaren Trend zu mehr Balance. Die Pandemie führt den Unternehmen noch deutlicher vor Augen, was sich 2019 bereits andeutete: Die zunehmenden politischen Risiken sowie Themen wie Nachhaltigkeit und Klimaschutz sind Vorstandsthemen geworden. Konkrete Veränderungen wird jedes Unternehmen für sich bewerten. Pauschale Veränderungen in einer Branche und innerhalb einzelner Industriezweige sehen wir nicht.
3. Automatisierung macht Unternehmen robuster
63 Prozent der Unternehmen räumen ein, dass sie Automatisierungsmöglichkeiten nicht ausschöpfen, beispielsweise bei der Verarbeitung von Fracht- und Transportdokumenten oder der Nutzung digitaler Einkaufsplattformen, bei denen Bestellungen automatisch ausgelöst werden, sobald die Bestände an Waren und Vorprodukten bestimmte Schwellenwerte unterschreiten. Das war vor der Pandemie.
Corona zeigt, dass das Management von Kapazitäten noch wichtiger wird. Unternehmen werden und sollten intensiver analysieren, an welchen Stellen sich Prozesse teil- oder vollautomatisieren lassen. Ziel ist, dass in Extremsituationen viele Dinge weiterlaufen können und sich das Unternehmen so robuster gegenüber Krisen aufstellt – auch finanziell.
Es gibt Industrieunternehmen, die vor der Pandemie in digitale Instrumente zur Verbesserung ihrer Produktions- und Lieferprozesse investiert haben und Transparenz hinsichtlich ihrer Lieferkette haben. Die Unternehmen haben nun wichtige Werkzeuge an der Hand, mit denen sie Ineffizienzen und nicht robuste Prozesse aufspüren können. Mit den jetzt gewonnenen Erkenntnissen haben diese Unternehmen einen Vorsprung, wenn es um die künftige Krisensicherheit geht.
Strategy Consulting @ Sopra Steria
Entscheider bekommen somit brachial vor Augen geführt, dass sie für die neue Realität eine neue Art von Unternehmen aufbauen müssen. Sopra Steria Next berät und begleitet Sie bei Ihrem strategischen Kopfstand. Unsere vier Beratungsfelder finden Sie auf unserer Website.
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