Ineffiziente Lieferketten: Jeder vierte Industrieentscheider sieht Investitionsbedarf

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COVID-19 gefährdet globale Lieferwege durch lokale Shutdowns und mögliche Exportbeschränkungen

Jeder vierte Entscheider von Unternehmen der verarbeitenden Industrie sieht Nachholbedarf bei der Steuerung der Lieferanten. Die COVID-19-Pandemie verstärkt den Druck auf die Unternehmen zusätzlich, Lieferketten neu zu organisieren. Drei Viertel der Unternehmen wollen veraltete Prozesse erneuern. Jedes zweite setzt künftig auf die Auswertung digitaler Daten. Ziel ist, mögliche Lieferantenausfälle schneller zu erkennen und gegenzusteuern. Das sind die Ergebnisse der Studie „Potenzialanalyse Operative Effizienz“ von Sopra Steria und dem F.A.Z.-Institut.

 

Unternehmen der verarbeitenden Industrie befürchten derzeit Exportbeschränkungen für bestimmte Rohstoffe oder Bauteile. China hat eine veränderte Rohstoffpolitik im Blick. Bei mineralischen Ressourcen wie Seltenen Erden, Magnesium oder Wolfram wächst der Eigenbedarf. Viele Lieferanten könnten in diesem Fall ihren Lieferversprechen nicht mehr gerecht werden. Es drohen Verzögerungen und Verstöße gegen vertragliche Serviceabsprachen, Sicherheitsbestände können nicht mehr aufrechterhalten werden.

Verbesserungspotenzial bei Datenauswertungen

Transparenz wird damit zu einem zentralen Faktor. Verarbeitende Industrieunternehmen, aber auch Automobilhersteller müssen in kurzer Zeit wissen, wer ihre kritischen Lieferanten sind und auf welche Firmen sie zur Not ausweichen können. 53 Prozent der für die Studie vor der Krise befragten Entscheider sehen Verbesserungspotenzial bei der Auswertung und Überwachung ihrer Lieferketten mithilfe digitaler Daten (Process Mining). „Unternehmen sollten ihre Sicherheitsbestände, quasi ihre eiserne Reserve, ständig im Blick behalten“, sagt Jens Rohde, Leiter für digitales Prozessmanagement von Sopra Steria Next. Über Echtzeit-Prozessdaten lassen sich beispielsweise Performance von Lieferanten überwachen und direkte Zusammenhänge zwischen den Sicherheitsbeständen und Lieferengpässen erkennen. „Je schneller Unternehmen die aktuelle Lage beurteilen und sich anpassen, desto weiter kommen sie mit der vorhandenen Liquidität und desto länger bleiben sie lieferfähig“, so Jens Rohde von Sopra Steria Next.

Investitionen in neue Prozesse geplant

Die verarbeitende Industrie hatte bereits vor dem Ausbruch der Pandemie mit Effizienzdefiziten zu kämpfen. Um sich verbessern, setzen 61 Prozent der Unternehmen bereits auf ein systematisches Prozessmanagement. 76 Prozent der befragten Industrieentscheider halten ihre internen Abläufe allerdings für zu träge und wollen mit einer Neugestaltung gegensteuern. 63 Prozent sehen, dass sie Automatisierungsmöglichkeiten nicht ausschöpfen, beispielsweise bei der Abwicklung von Fracht- und Transportdokumenten oder bei der Nutzung digitaler Einkaufsplattformen, bei denen Bestellungen automatisch ausgelöst, sobald die Bestände an Waren und Vorprodukten bestimmte Schwellenwerte unterschreiten.

Mittel- bis langfristig mehr Balance bei Produktionsstandorten

Durch die Corona-Pandemie stellen Industrieunternehmen zudem ihre aktuellen Lieferantenstrategien auf den Prüfstand. Kurzfristig sieht Frédéric Munch, Leiter von Sopra Steria Next, kaum Auswirkungen: „Lieferketten für Güter lassen sich nicht innerhalb weniger Monate umbauen. Produktion und Logistik sind so optimiert und die Unternehmen so verzahnt, dass ein Umbau sehr viel Zeit und Kosten in Anspruch nehmen würde.“

Mittel- bis langfristig sieht Munch allerdings einen klaren Trend zu mehr Balance zwischen Lieferanten aus Asien und Europa. „Dafür sorgen die zunehmenden politischen Risiken. Darüber hinaus sind Themen wie Klimaschutz inzwischen Vorstandsthemen geworden, das wird die künftigen Strategien beeinflussen.“

 

Über die Studie

Die Studie „Potenzialanalyse Operative Effizienz“ von Sopra Steria und dem F.A.Z.-Institut gibt die Ergebnisse einer Befragung unter 323 Entscheidern und Führungskräften aus den Branchen Finanzdienstleistungen, verarbeitendes Gewerbe, öffentliche Verwaltung und Versorgung sowie Telekommunikation und Medien wieder. Im Januar und Februar 2020 wurde danach gefragt, wie die Unternehmen und die öffentliche Verwaltung effizienter werden wollen.

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