Die Berufsgenossenschaft Rohstoffe und chemische Industrie (BG RCI) hat im Anschluss
an die Fusion aus sechs einzelnen Berufsgenossenschaften ein SAP BW Selfservice
Datawarehouse eingeführt. Die Anwender im Bereich Reporting & Analytics können nun
eigenständig komplexe Auswertungen in kurzer Zeit erstellen. Davon profitieren auch
die Versicherten des Unfallversicherungsträgers.
Einen Meilenstein komplett zu überspringen, ist keine einfache
Sache – aber möglich. Das belegt die BG RCI mit ihrem BusinessIntelligence-System. Der Unfallversicherungsträger löste seine
starren EDV-Listen – zum Teil im PDF-Format und über Batchverarbeitung erstellt – ohne Zwischenlösung durch ein modernes Selfservice Datawarehouse für den Bereich Reporting &
Analytics ab.
Die Fakten
- SAP NetWeaver Datawarehouse als Selfservice in
dem Bereich Reporting & Analytics unter DB2 BLU
- Berechtigungskonzept gemäß der organisatorischen
Governance zur Sicherung des Datenschutzes
- V-Modell weiterentwickelt zu agiler Vorgehensweise
- Abdeckung mehrerer Geschäftsbereiche
(Mitglieder/Beitrag, Prävention, Reha/Leistung)
Die Herausforderung
Nach der Fusion von sechs einzelnen Berufsgenossenschaften zur BG RCI wurde der Aufbau eines
unternehmensweiten Datenbestandes zur dringenden Aufgabe. Ziel war ein einheitlicher, qualitätsgesicherter Datenhaushalt für das Reporting und die
Prozesssteuerung – konzipiert für unterschiedliche
Anwendergruppen vom Sachbearbeiter bis zum Geschäftsführer.
Eine wichtige Anforderung war ein Berechtigungssystem, das der organisatorischen Governance
gerecht wird. Unterschiedliche Anwendergruppen
müssen flexibel mit der neuen BI-Lösung arbeiten
können. Gleichzeitig muss das System die strengen
Datenschutzanforderungen für Versichertendaten
erfüllen.
Qualität und Nachvollziehbarkeit
Wichtig waren qualitätsgesicherte Daten, mit denen
Auswertungen über größere Zeiträume möglich sind –
sowohl für aggregierte Fälle als auch für einzelne
Unfall- oder Berufskrankheitsereignisse.
Die Übereinstimmung der Auswertungsdaten mit den veröffentlichten Rechnungs- und Geschäftsergebnissen ist von besonderer
Bedeutung. Sie untermauert die Korrektheit und Glaubwürdigkeit
des BI-Systems.
Das Projekt startete noch während der laufenden Migration der
unterschiedlichen Fach-IT-Systeme der fusionierten Berufsgenossenschaften. Sechs Monate nach der Einführung der einheitlichen
Fach-IT Architektur ging das Selfservice Datawarehouse mit den
ersten „Auswertecubes“ an den Start.
Die Lösung
Basierend auf den Daten des Fachsystems wurde mit SAP NetWeaver
und dem Datenbankmanagementsystem DB2 ein Datawarehouse
aufgebaut. Mithilfe der BEx Tools Query Designer und Web Application Designer wurden „Auswertecubes“ für die Anwender bereitgestellt – ähnlich dem Query Designer Template. Diese technische
Umstellung bringt der BG RCI folgenden Mehrwert:
- Integriertes System zur Bereitstellung von zeitabhängigen
Bewegungsdaten unter Verwendung des SAP-NetWeaver-DeltaVerfahrens
- Einheitliches Erscheinungsbild im Corporate Design durch den
Web Application Designer
- Einfache Bedienung für den Anwender mit Grundfunktionalitäten zum Speichern eigener Abfragen, Export im CSV- und
PDF-Format
- Möglichkeit zum Drill-down, mindestens bis auf die Einzelebene
- Flexible Auswertung der Daten durch den Endanwender inkl.
Dokumentation der gesetzten Filter
Vorhandene Performanceprobleme aufgrund der Datenmenge im
Bereich Zahlungen wurden gelöst. Dafür sorgen Optimierungen
im Query Designer und eine Umstellung der DatawarehouseDatenbank zur spaltenorientierten Datenbank DB2 BLU. Nun sind
Antwortzeiten von unter einer Minute möglich, selbst bei großen
Datenmengen von rund 42 Millionen Datensätzen.
Die Zusammenarbeit
Die enge Zusammenarbeit sowie die fachliche und technische
Expertise der Partner über die gesamte Breite des Projekts (SAP Basis, SAP BW Front-/Backend, Anforderungsanalyse, Design,
Einführung, Betrieb) haben die Umstellung erst ermöglicht.
Das Projekt startete wunschgemäß nach dem Vorgehensmodell
V-Modell XT. Im Verlauf zeigte sich, dass dieses Vorgehen für die
Einführung eines Selfservice Datawarehouses nur bedingt geeignet ist. Die Vorgabe, frühzeitig „einen Blick auf die Daten werfen“
zu können, führte zu einem Wechsel hin zu agilen Methoden. Diese
Entscheidung zahlte sich beim schrittweisen Ausbau des Datawarehouses aus. Dadurch wurden die Erfordernisse der Endanwender optimal berücksichtigt.
Das Ergebnis
Mehr als 100 Benutzer unterschiedlicher Anwendergruppen arbeiten mit dem Selfservice Datawarehouse – vom Statistiker bis zum Sachbearbeiter. Die
BG RCI verbessert mit der Umstellung die interne
Steuerung der Prozesse und auch die Versicherten
profitieren. Hier ein Überblick:
- Analyse des Unfallgeschehens in einzelnen Betrieben
- Ermittlung von Unfall- und Entschädigungslasten
der Mitgliedsunternehmen
- Benchmarking gemäß DGUV
- Offene Fälle/Laufzeiten bei Berufskrankheiten zur
Steuerung und schnelleren Bearbeitung der Fälle
- Analyse von Unfallschwerpunkten, um gemäß der
BG-RCI-Präventionsstrategie „Vision Zero“ eine
weitreichende Reduzierung der Unfallzahlen zu
erreichen
- Optimierung von Reha-Leistungen für versicherte
Personen
Durch die „Auswertecubes“ können die Anwender
eigene, auf ihre Bedürfnisse abgestimmte Auswertungen erstellen. Das hat zu einer Änderung
der Denk- und Arbeitsweise geführt. Das Motto
lautet nicht mehr: „Ich beauftrage die Auswertung und morgen haben wir das Ergebnis“, sondern: „Ich
schaue direkt mal nach und wir können uns das Ergebnis gleich ansehen und Maßnahmen überlegen.“
Ein Parallelbetrieb der alten Listenauswertungen
und des neuen BI-Systems ergab: Validität und
Variabilität des BI-Systems bieten durch den umfassenderen Blick auf die Daten einen klaren Vorteil gegenüber den starren Auswertungslisten der
Vergangenheit. Als Konsequenz nutzt die BG RCI
nun das moderne BI System als einziges Instrument
für Auswertungen im Bereich Reporting & Analytics,
aber auch zur Qualitätssicherung des Quellsystems.
Offen, ergebnisorientiert und immer
unsere Ziele im Blick – das schätze ich an
Sopra Steria Consulting.
ANDREA OCHSMANN
Projektleiterin BI, BG RCI