Quantencomputing – eine Technologie für die obere Schublade

von Frédéric Munch - Vorstand
| Minuten Lesezeit

Wie ist das bei Ihnen? Tauchen Quantencomputer, die laut Gartner in zehn Jahren das Plateau der produktiven Nutzung erreichen, bereits auf Ihrem Investitionsradar auf? Wir sind überzeugt: Der Transformationszug wird beim Quantencomputing zunächst langsam anfahren und dann ruckartig beschleunigen – und zwar extremer als beim Übergang ins Internetzeitalter.

Deshalb nehmen wir Quantencomputer und ihre Wirkung auf Wirtschaft und öffentliche Verwaltung frühzeitig für Sie unter die Lupe. Mit unserem Managementkompass und der Potenzialanalyse bekommen Sie eine Vorstellung davon, wie sich eine Zukunftstechnologie heute bereits ihren Weg in die Praxis bahnt.

Quantencomputer kommen und bleiben

Ich bin positiv überrascht von der Deutlichkeit der Zahlen der Entscheiderbefragung, die wir immer begleitend zum Managementkompass durchführen. Die Mehrheit der Unternehmen und Behörden in Deutschland nimmt die Quantencomputertechnologie ernst. In den Chefetagen klopft das Thema bereits an. Die Vorstellung der Quantenrechner im vergangenen Jahr hat den Personen an den Schalthebeln offenbar bildlich vor Augen geführt: Hier steht uns eine Veränderung bevor, die nicht mit einem Austauschen von Technik erledigt sein wird. 

 

220125_Insight_Grafik_01

 

Quantencomputer verändern viel …

Die Entwicklung erinnert ein Stück weit an den Beginn des IT-Zeitalters. Unternehmen oder Länder, die Quantencomputing beherrschen, werden sich Wettbewerbsvorteile verschaffen. Den zentralen Edge, den ich sehe, ist der, dass wir mehrere Lösungswege gleichzeitig simulieren und viele Abhängigkeiten einkalkulieren können. Die Entscheidung für die optimale Option wird wahrscheinlicher. Fehlermachen bleibt aus meiner Sicht allerdings als Lernquelle unverzichtbar. Aber die Kosten des Scheiterns werden durch Quantencomputer beherrschbarer und die Lernkurven steiler. 

 

220125_Insight_Grafik_02

 

… aber auch nicht alles.

Entscheiderinnen und Entscheider treibt heute schon die Sorge um, dass Hacker Quantencomputer als Codeknacker missbrauchen könnten. Als Balsam für die Nerven empfand ich hier den Beitrag unserer Cyber-Security-Experten Alfred Weingärtner und Eckart Begemann über Post-Quantenkryptografie. Sie zeigen, dass es durchaus möglich ist, Quantencomputern so schwere mathematische Aufgaben zu stellen, dass der Aufwand zu groß wird. Und: Daran wird schon gearbeitet.

Umgekehrt wäre es aus Sicht der beiden Kollegen jedoch fatal zu denken, durch eine Post-Quantenkryptografie wären wir sämtliche Security-Sorgen los. Auch in diesem neuen IT-Zeitalter wird der Mensch die größte Sicherheitslücke bleiben, und sei es, indem er fehlerhafte Quanten-Algorithmen entwickelt. 

 

220125_Insight_Grafik_03

 

Quantencomputer ändern somit vieles, aber nicht alles. Bettina Just forscht an der TH Mittelhessen. Sie beleuchtet für uns im Managementkompass das disruptive Potenzial von Quantencomputern. Sie bestätigt, dass Unternehmen und Verwaltungen nicht einfach auf diesen Zug werden aufspringen können – schon gar nicht bei voller Fahrt. Das Herstellen einer Quantum Readiness dauert, vor allem der Aufbau von Know-how.

Das Team, das sich bei Sopra Steria für dieses Thema gefunden hat, wird sich weiter damit befassen. Wir glauben, die Technologie ist etwas für die obere Planungsschublade. Mich interessiert, welche Berührungspunkte Sie in Ihrem Haus bereits mit Quantencomputern hatten. Spricht man auf dem Flur, gibt es Arbeitsgruppen oder konkrete Pläne und Skizzen für Anwendungsfälle?

Ich freue mich, wenn wir mit dieser Ausgabe des Managementkompass Gespräche in Gang setzen oder neuen Stoff für die Fortsetzung des Austauschs liefern können.

 

Search