Die Bürgerinnen und Bürger in den untersuchten Staaten Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Norwegen und Spanien sind sich einig: Online-Verfahren helfen aus ihrer Sicht nur, wenn die Inhalte allgemein verständlich und zügig navigierbar sind. Eine bürgernahe Amtssprache wird in Deutschland vor allem in der Finanzverwaltung vorangetrieben. Etwa in Nordrhein-Westfalen: Hier hat das Finanzministerium rund 600 Vordrucke überarbeiten lassen, um sie lesbarer und übersichtlicher zu machen.
„Eine digitale Verwaltung zeichnet sich dadurch aus, dass Texte auf den Web-Portalen gezielt für das Internet geschrieben sind und Erklärungen möglichst durch Bilder oder sogar Videos unterstützt werden“, sagt Ronald de Jonge, Leiter Management Consulting für den Geschäftsbereich Public Sector von Sopra Steria. „Für die öffentlichen Verwaltungen kommt es nun darauf an, den Spagat aus internetgerechten und rechtssicheren Inhalten und Prozessen zu schaffen.“
One-Stop-Shopping ist beliebt
Vereinfachungen erhoffen sich die Bürgerinnen und Bürger generell bei allen Behördengängen: Acht von zehn Befragten in Deutschland wünschen sich eine fallabschließende Bearbeitung ihrer Anträge, Anfragen und Einsprüche direkt über das Internet. Die Mehrheit ist für ein so genanntes One-Stop-Shopping. So können mehrere Anliegen, die sich aus derselben Lebenslage ergeben, gemeinsam erledigt werden. Das Beispiel Unternehmensgründung zeigt die gesellschaftliche Relevanz dieses Ansatzes: Die Integration notwendiger Verfahrensschritte – Führungszeugnis (Bundesjustizministerium), Meldebescheinigung (Einwohnermeldeamt) Handelsregistereintrag (Amtsgericht), Gesellschaftervertrag (Notar), Unternehmensanmeldung (Gewerbeamt) und die Steuer-ID (Finanzamt) – in ein intelligentes und medienbruchfreies Gesamtverfahren verspricht einen spürbaren Mehrwert.
Darüber hinaus wäre es für die Bürgerinnen und Bürger in Deutschland eine große Erleichterung, wenn sie beispielsweise sämtliche Schritte beim Ummelden des Wohnsitzes oder den Antrag auf Kindergeld in einer gewohnten digitalen Umgebung mit gelernten Abläufen durchführen könnten. Diese Anforderung hängt eng mit dem Wunsch nach einem digitalen Bürgerkonto zusammen, das Zugriff auf alle Informationen und die wichtigsten Behördendienstleistungen bietet.
Zukunft in digitale Verwaltung gleich einbauen
Mit dem gerade entstehenden Portalverbund sollen Bürgerinnen, Bürger und Unternehmen genau diese Vorzüge erhalten und alle Verwaltungsservices erreichen – unabhängig davon, wo sie danach suchen. Um durchgängig digitalisierte Verwaltungsprozesse zu ermöglichen, ist die Harmonisierung und Modernisierung der Register sowie ein behördenübergreifendes Datenmanagement unerlässlich. „Die Anforderungen der Menschen im Land zu erfüllen, bedeutet in einem föderalen Staat wie Deutschland besonders große Anstrengungen für Bund, Länder und Kommunen“, so de Jonge. „In erster Linie sind säulenübergreifende Kooperationen und eine enge Abstimmung erforderlich, eine kontinuierliche Berücksichtigung neuster Technologien sowie Managementansätze für eine nutzerorientierte Einführung.“
Ein nutzerorientierter Ansatz der Zukunft ist zum Beispiel das sogenannte No-Government. Gemeint ist, dass nicht die Verwaltungskunden aktiv werden, um zum Beispiel den Reisepass zu verlängern, sondern die Behörden die Initiative ergreifen und zusätzlich erforderliche Daten, Dokumente und Ähnliches gezielt anfordern. Der Bevölkerung würden derartige Verbesserungen begrüßen: 60 Prozent gehen davon aus, dass sie mehr Zeit für andere Dinge haben, wenn sie Behördengänge via Computer, Smartphone oder Tablet erledigen. 52 Prozent sehen den Vorteil, dass Behörden durch digitale Prozesse und Vernetzung Zeit gewinnen und dadurch Fälle schneller bearbeiten können. Zudem versprechen sich 43 Prozent der Bundesbürger, dass Online-Prozesse die öffentlichen Haushalte entlasten.
Über die Studie:
Sopra Steria veröffentlicht zum vierten Mal in Folge in Zusammenarbeit mit IPSOS eine Umfrage zur digitalen Transformation des öffentlichen Sektors. Die Umfrage wurde von IPSOS im Auftrag von Sopra Steria im Zeitraum 25. September bis 3. Oktober 2018 durchgeführt. 5.001 Personen aus Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Norwegen und erstmals Spanien wurden nach Geschlecht, Alter, Beruf, Stadt und Region ausgewählt und online befragt.
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