58 Prozent der Menschen in Deutschland vertrauen
der öffentlichen Verwaltung und sind überzeugt, dass ihre Daten auf
Behörden-Servern vernünftig geschützt sind. Jeder Dritte hat leichte
Zweifel, dass Behörden die nötigen Sicherheitsmaßnahmen ergreifen, acht
Prozent glauben nicht daran, dass ihre persönlichen Daten sicher sind.
Das zeigt: Parallel zur Erweiterung des Online-Angebots der öffentlichen
Verwaltung wartet auf Bund, Länder und Kommunen auch Überzeugungsarbeit
beim Thema Datenschutz. Zu diesem Ergebnis kommt das „Digital
Government Barometer“ von Sopra Steria, für das 999 Bundesbürgerinnen
und Bundesbürger befragt wurden.
Die Bevölkerung in Deutschland verhält sich beim Thema
E-Government insgesamt ambivalent. 78 Prozent der Bürgerinnen und Bürger
sind prinzipiell bereit, mehr Behördenangelegenheiten online zu
erledigen, so die Studie. Doch bei rund jedem Fünften schwingt die
starke Sorge mit, Daten könnten in falsche Hände geraten (23 Prozent)
oder missbräuchlich verwendet werden (20 Prozent). Sicherheitsbedenken
sind damit die am häufigsten genannten Gründe gegen die Nutzung einer
Online-Verwaltung. Überzeugungsarbeit ist vor allem bei Unternehmern
gefragt: Nur 47 Prozent der Selbstständigen unter den Befragten
vertrauen darauf, dass Behörden ihre Daten ausreichend schützen. Zum
Vergleich: Bei den Arbeitnehmern sind es 62 Prozent, bei
Nichtbeschäftigten 55 Prozent.
„Viele Bürgerinnen und Bürger nehmen über die Medien eine zunehmende
Zahl an Hacker-Attacken auf öffentliche Einrichtungen in gebündelter
Form wahr. Extrembeispiele wie die IT-Ausfälle in den Städten Neustadt
und Potsdam schüren eine generelle Skepsis, ob ihre Daten sicher sind“,
sagt Olaf Janßen, Experte für Informationssicherheit in der öffentlichen
Verwaltung und im Gesundheitswesen. „Bund, Länder und Kommunen können
diesem begegnen, indem sie für ihre Online-Dienstleistungen
höchstmögliche Sicherheitsstandards definieren, diese flächendeckend
einführen und deren Umsetzung der Bevölkerung noch stärker vermitteln“,
so Janßen.
Digitale Identitätsplattform – wenn, dann eine vom Staat
Ein starkes Vertrauen in digitale Angebote ist gerade in Deutschland
ein zentraler Akzeptanzfaktor. Das zeigt sich bei der Entwicklung und
Einführung einer digitalen Identität, die das Identifizieren und das
Bezahlen im Internet vereinfachen soll. Nur 41 Prozent der Bürgerinnen
und Bürger können sich derzeit vorstellen, Daten zentral auf einer
digitalen Plattform zu speichern und zu managen.
92 Prozent der Befürworter wünschen sich als möglichen
Plattformbetreiber allerdings staatliche Stellen und nur acht Prozent
die Privatwirtschaft. Jeder Zweite wünscht am liebsten eine
Bundesbehörde, die digitale Identitäten sicher verwaltet, beispielsweise
das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI). 31
Prozent können sich auch eine bei den Meldeämtern angesiedelte Stelle
als Plattformbetreiber vorstellen.
Das deutet darauf hin, dass das Vertrauen der Bevölkerung in konkrete
staatliche Online-Dienste doch größer ist als generell angenommen –
zumindest im Vergleich zu Unternehmen. „Die geringe Zustimmung ist hier
weniger ein Indiz für ein geringes Vertrauen in die Sicherheit. Viele
Bürgerinnen und Bürger glauben nicht, dass ihnen die Plattformen
Mehrwerte bieten. Beides gilt es zu vereinen: Eine solche Plattform muss
wie ein einfach zu nutzender Generalschlüssel funktionieren.
Gleichzeitig müssen die schärfsten Vorkehrungen getroffen werden, dass
dieser nicht in fremde Hände gerät“, so Olaf Janßen von Sopra Steria.
Um Nutzererlebnis und Sicherheit zu verbinden, sind private
Plattformen unter staatlicher Aufsicht eine mögliche Option. Das BSI
hatte im Oktober auf dem Digitalgipfel der Bundesregierung in Dortmund
einen Sicherheitskatalog (Security Framework) für digitale Identitäten
vorgestellt. Plattformanbieter wie WebID und Reclaim können sich
beispielsweise den BSI-Rahmenbedingungen anschließen und damit
dokumentieren, dass sie Vertrauensdienste bis zum Sicherheitsniveau
„substantial“ gemäß der europäischen eIDAS-Verordnung realisieren
können.
Über die Studie „Digital Government Barometer“
Das „Digital Government Barometer 2019“ fasst die Ergebnisse einer
repräsentativen Online-Befragung von mehr als 6.000 Bürgern in
Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Italien, Spanien und Norwegen
zusammen. Die Teilnehmer wurden im Auftrag von Sopra Steria im September
2019 nach den Vorgaben des internationalen Standards ISO 20252 für
Markt-, Meinungs- und Sozialforschung befragt.
Zur Management Summary (DE) des European Digital Government Barometers 2019