65 Prozent der mittelständischen Industrieunternehmen in Deutschland prüfen Ansätze zum Monetarisieren ihrer Produktionsdaten. In 60 Prozent der Betriebe mangelt es allerdings an Konzepten für das Datenmanagement. Ebenso vielen fehlen das passende Geschäftsmodell und die interne Expertise. Das sind die Ergebnisse des „Branchenkompass Manufacturing 2020“ von Sopra Steria und dem F.A.Z.-Institut.
Der industrielle Mittelstand will mehr Kapital aus Maschinendaten sowie Produktions- und Wertschöpfungsdaten schlagen. Nur elf Prozent der Entscheider geben an, Unternehmensdaten nicht systematisch zu analysieren und dies auch
nicht zu planen, so die Studie.
Bei der Kommerzialisierung gehen vor allem die kleinen Unternehmen voran. Fast drei Viertel (71 Prozent) von ihnen prüfen, wie sich die Daten verwerten lassen. Bei großen Unternehmen gilt dies für gut die Hälfte (54 Prozent),
jedes dritte befindet sich in der Planungsphase. Die Ansätze reichen vom reinen Handel mit den eigenen Daten über die Optimierung der eigenen Prozesse und Maschinen bis hin zur Entwicklung völlig neuer Produkte wie der Vermietung von Maschinenkapazitäten nach Aufwand und Kooperationsmöglichkeiten mit Partnern.
Fachkräftemangel und fehlende IT-Infrastruktur bremsen Datengeschäft
Die Daten der Industrieunternehmen gelten als besonders wertvoll. Sie
dienen der Optimierung von Maschinen und Prozessen und bilden die Grundlage für
vernetzte Produktionsanlagen und den Aufbau einer Industrie 4.0.
Eine Monetarisierung der Daten scheitert allerdings häufig an der fehlenden
internen Expertise. 38 Prozent der Unternehmen im verarbeitenden Gewerbe wollen
dringend Kompetenz in der statistischen Datenanalyse aufbauen. Fast jedes
zweite kleine oder mittlere Unternehmen kann seinen Bedarf an Datenanalysten
jedoch nur teilweise oder gar nicht decken. Das ergeben Zahlen von KfW Research.
Ein modernes Datenmanagement, das den gesamten
Lebenszyklus von Daten abdeckt und neben Datenerhebung und Datenschutz auch die
Datenqualität im Blick hat,
ist so nur schwer umsetzbar. „Viele Unternehmen, die mit dem Datenmanagement
derzeit nicht weiterkommen, werden sich Partner ins Boot holen und auf
Plattformen zusammenarbeiten. Notwendig ist dafür jedoch, dass ich meine
IT-Infrastruktur so aufstelle, dass Daten und Systeme kompatibel sind“, sagt
Kris Steinberg, Head of Strategy Consulting bei Sopra Steria Next.
Bei der IT hapert es jedoch ebenfalls: Jedes zweite Unternehmen (57 Prozent) klagt über eine für datengetriebenes Geschäft
ungeeignete IT-Infrastruktur, so der „Branchenkompass Manufacturing“. Im mittelständischen Maschinenbau fehlt es häufig an notwendigen Standards und Schnittstellen, um Maschinendaten zu sammeln, auszuwerten und auf Plattformen
zu teilen.
Beim Thema Standards hat mittlerweile ein Umbruch eingesetzt: Mit bspw. OPC
Unified Architecture existiert eine von mehreren Sammlungen so genannter
Machine-to-Machine-Kommunikationsstandards. Sie erleichtern es Unternehmen,
Messwerte, Sensordaten, Regelgrößen oder Steueranweisungen zu vereinheitlichen
und in Analysesoftware weiterzuverarbeiten.
„Die externen Voraussetzungen für datengetriebene Geschäftsmodelle sind im
Prinzip vorhanden. Der Knackpunkt bleibt die interne Know-how-Lücke. Diese
schließen mittelständische Industrieunternehmen langfristig am besten, indem
sie stärker in die Qualifizierung ihrer Ingenieure und IT-Fachkräfte
investieren, beide Seiten konsequent in gemischten Teams zusammenarbeiten
lassen und im Wettbewerb um Nachwuchs unternehmenskulturelle Veränderungen
anstoßen“, sagt Kris Steinberg von Sopra Steria.
Über den Branchenkompass
Für den „Branchenkompass Manufacturing“ wurden
insgesamt 100 Entscheider aus 100 mittelständischen Unternehmen in Deutschland
telefonisch durch das Marktforschungsinstitut Forschungswerk zur
Digitalisierung ihrer Geschäftsmodelle befragt. Die Befragten sind in ihren
Unternehmen Mitglieder der Geschäftsführung oder Verantwortliche für IT,
Digitalisierung, Strategie oder Innovationen. Die Befragung im Auftrag von
F.A.Z.-Institut und Sopra Steria erfolgte im Mai und Juni 2020.
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