Öffentliche Verwaltung: Roboter kämpfen gegen Bürokratie

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Die öffentlichen Verwaltungen in Deutschland stehen mit dem Einsatz künstlicher Intelligenz (KI) für mehr Effizienz und Bürgerservice erst am Anfang. Der Einsatz in der Praxis ist noch überschaubar. Den größten Nutzen sehen die Entscheider bei Bund, Ländern und Kommunen in der Beseitigung von Bürokratie. Jeder Vierte kann sich vorstellen, Routineaufgaben künftig an Roboter auszulagern und so Verwaltungsabläufe für den Bürger zu beschleunigen. Das sind Ergebnisse der Potenzialanalyse „Künstliche Intelligenz“ von Sopra Steria Consulting.

Künstliche Intelligenz wird in den Verwaltungen noch zurückhaltend betrachtet, zeigt die Studie. 25 Prozent der befragten Verwaltungsentscheider sehen überhaupt Potenzial darin, dass Menschen und Maschinen künftig gemeinsam Akten und Verwaltungsvorgänge bearbeiten. Zum Vergleich: In der privaten Wirtschaft sind es mehr als 80 Prozent, die sich viel von einer der KI-Teildisziplinen wie sprachgesteuerte Anwendungen und digitale Assistenten versprechen.

„Einzelne Verwaltungen tasten sich langsam an den Einsatz künstlicher Intelligenz heran “, sagt Thomas Walsch, Experte Digitale Transformation. „Anders als Unternehmen können sie weniger experimentell vorgehen. Der Nutzen muss konkret und absehbar sein“, so Walsch. Für 17 Prozent der befragten Verwaltungsentscheider ist der nicht sichtbare Mehrwert für den eigenen Bereich eine der großen Herausforderungen beim KI-Einsatz. Dazu kommt die nötige Qualifizierung der Mitarbeiter, die derzeit vor allem Routinetätigkeiten ausführen, so die Studie.

Forschungskooperationen wie das Cyber Valley in Baden-Württemberg zeigen allerdings, dass sich Länder intensiv mit künstlicher Intelligenz befassen – wenn auch zunächst als Förderung der Wirtschaft und der Wissenschaft gedacht.  Darüber hinaus gibt es auf Bundesebene mit dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) erste Behörden, die konkret auf KI-Lösungen wie Spracherkennung und Automatisierung zum Abbau von Bürokratie setzen. Das BAMF testet derzeit eine Software zur Dialekterkennung, mit der sich einfacher und sicherer erkennen lässt, woher Asylbewerber kommen. Zudem gibt es Überlegungen, Mitarbeiter in Jobcentern von der Routineberechnung staatlicher Leistungen für ALG-II-Empfänger zu entlasten. Aktuell ist jeder zweite der rund 20.000 Mitarbeiter damit befasst. „Mögliche Einsatzgebiete für Robotic Process Automation und künstliche Intelligenz gibt es genug, vor allem bei Routinearbeiten in großer Stückzahl“, verdeutlicht Thomas Walsch von Sopra Steria Consulting.

Derzeit sind Bund, Länder und Kommunen mit den zentralen Weichenstellungen für eine digitale Verwaltung und damit auch den Einsatz von künstlicher Intelligenz beschäftigt. Zunächst müssen Ziele wie eine harmonisierte IT-Infrastruktur, eine flächendeckend eingeführte elektronische Akte und ein besserer Datenaustausch zwischen den Behörden realisiert sein. Diese Vorhaben sind zentrale Voraussetzungen, damit sich Verwaltungsprozesse automatisieren und Bürger künftig in Behörden auch von Chatbots und virtuellen Beratern bedient werden.

Über die Studie:
Für die „Potenzialanalyse Künstliche Intelligenz“ wurden im Auftrag von Sopra Steria Consulting im Februar 2017 mehr als 200 (n=203) Geschäftsführer, Vorstände, und Führungskräfte im Business Development und aus Unternehmen mit mehr als 500 Mitarbeitern befragt. Die Teilnehmer kommen aus Unternehmen der Branchen Banken, Versicherungen, sonstige Finanzdienstleister, Energieversorger, Automotive und sonstiges verarbeitendes Gewerbe, Telekommunikation und Medien sowie Öffentliche Verwaltung. Explizit von der Teilnahme ausgeschlossen waren Mitarbeiter und Führungskräfte von Beratungsunternehmen und Anbieter von IT-Lösungen sowie der Handel.

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