Deutsche mahnen E-Government-Fortschritte an - Einwohnerämter sollten deutlich mehr Online-Service bieten

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Die Deutschen wünschen sich mehr und besseres E-Government. Fast jeder Zweite bewertet das Online-Angebot der öffentlichen Verwaltung hierzulande als wenig oder nicht fortgeschritten. Zudem können nur 43 Prozent die vorhandenen Online-Dienste komplett ohne Hilfe nutzen. Ganz oben auf dem digitalen Wunschzettel an die Behörden steht ein vereinfachter Einwohnermeldeservice. Das ergibt eine Umfrage im Auftrag von Sopra Steria, für die 4.002 Menschen in Deutschland, Frankreich, Großbritannien und Norwegen befragt wurden. 

Vor allem Anträge auf Personal- und Reisepässe sowie das Ändern des Personenstands sollten nach dem Willen der Bundesbürger stärker vereinfacht und digitalisiert werden. Für Viele ist zudem das wiederholte Angeben persönlicher Daten lästig. Drei Viertel befürworten ein zentrales Verwaltungsportal, auf dem Stammdaten einmalig eingetragen und selbstständig gepflegt werden können. Als echten Fortschritt betrachten die Deutschen dagegen die Möglichkeit an, ihre Steuererklärung online abzugeben und nicht mehr über den Postweg. Dennoch wünschen sich 34 Prozent auch hier eine weitere Vereinfachung, beispielsweise bei der Unterschrift oder dem Einreichen von Belegen.

In den anderen untersuchten Ländern vergibt die Bevölkerung insgesamt deutlich bessere E-Government-Noten. In Norwegen sagen drei von vier Bürgern, der digitale Service der Behörden und anderen öffentlichen Einrichtungen ist so, wie sie es beispielsweise vom Online Shopping gewohnt sind. In Frankreich halten 70 Prozent der Bürger ihre Verwaltung für digital fortgeschritten, in Großbritannien sind es 64 Prozent.

Die Defizite beim Thema Digital Government in Deutschland haben Folgen: Durch Mängel im Online-Service halten sich die Besuche der Deutschen auf den E-Government-Portalen der Ämter in Grenzen. Jeder Fünfte nutzt die Internet-Dienste der öffentlichen Verwaltung überhaupt nicht. Zum Vergleich: In Norwegen ist der virtuelle Behördengang die Regel. Jeder Vierte nutzt dort das E-Government-Angebot mindestens einmal im Monat.

„Die geringe Nutzung von Online-Diensten in Deutschland ist für das Ziel von mehr Effizienz im Verwaltungsbetrieb kontraproduktiv“, sagt Dr. Andreas Simon, Senior Manager bei Sopra Steria Consulting. „Nur wenn es gelingt, bei Standardanliegen für mehr Self Service und bei weniger vertrauten Fragen für behördenübergreifenden Zugriff auf Daten sowie schnellen Bürgerservice im Sinne von „One Stop Government“ zu sorgen, lassen sich die nötigen Einsparpotenziale ausschöpfen“, so Dr. Simon.

Immer wichtiger wird für die Bevölkerung in allen untersuchten Ländern die international übergreifende Zusammenarbeit der Behörden. In Deutschland wünschen sich 60 Prozent der Bürger mehr Austausch der Verwaltungen untereinander und mehr Angebote von anderen EU-Verwaltungen. In Norwegen (67 Prozent) und Frankreich (54 Prozent) sind es ähnlich viele Menschen. Sie wünschen sich beispielsweise übergreifende Portale für die EU-weite Jobsuche sowie mehr Kooperation von Justiz und Polizei, um die Sicherheit zu erhöhen – beispielsweise durch einen europaweiten Datenaustausch. 

Über die Studie:
Im Spätsommer 2016 befragte das internationale Marktforschungsunternehmen IPSOS im Auftrag von Sopra Steria insgesamt 4.002 Menschen in Deutschland, Frankreich, Großbritannien und Norwegen. Die Umfrage fand in Form von Online-Panel-Interviews statt, wobei die Teilnehmer so ausgewählt wurden, dass sich eine ISO-20252-konforme Bevölkerungsstichprobe ergab. Inhaltlich ging es in den Interviews um die Sicht der Bürger auf den Status quo und die künftige Entwicklung der digitalen Transformation im öffentlichen Sektor ihres jeweiligen Landes.

ZUM DIGITAL GOVERNMENT BAROMETER 2016
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